HJÖRDIS BAACKE
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Freiheit und Minimalismus:
Die Malerei der Leipziger Künstlerin Hjördis Baacke
 

Ein menschenleerer Radweg inmitten einer grünen Auenlandschaft, sattgrüne Wiesen mit nicht näher bestimmbaren, gelb-verdorrten Graspartien, links ragen Bäume in die Höhe, der Himmel ist bewölkt. Das kleine Gemälde o. T. (2020) ist in gegenständlicher Hinsicht sehr minimalistisch. Oft überraschend unaufgeregt sind die Bildmotive der Leipziger Malerin Hjördis Baacke. Auch die Bildausschnitte wählt die aus der klassischen Landschaftsmalerei kommende Künstlerin bewusst unspektakulär. Besonders beeindruckt ihr oft quasi under cover bleibende Umgang mit den Farben: „Das unspektakuläre Motiv verstärkt die Ruhe im Bild und ermöglicht das Schwelgen in der Landschaft als gemaltem Bild.“, so die Künstlerin.
Einerseits wirken ihre Kompositionen zurückhaltend, naturnah und gesetzt, andererseits warten sie mit einer koloristisch sehr freien Auffassung auf. Und so wird bei vertiefter Betrachtung des Bildes mit dem Radweg aus dem verhangenen Himmel eine luftige Kaskade verschiedener Farbtöne: Von Lila über Hellblau, Hellgelb und Dunkelgrau ist in den Wolken alles zu entdecken. Die Farbgebung wirkt durch die unbestreitbare Wirklichkeitsnähe realistisch, und tatsächlich überrascht uns die Natur selbst ja oft genug mit unvermutet spektakulären Farbkombinationen! Eine weitere spannende, alles andere als gewöhnliche Bildidee ist das den Vordergrund verdunkelnde Aquädukt über die Luppe am Leipziger Auensee, welches sich jedoch außerhalb des Bildes befindet und damit den Bildraum gleichermaßen imaginär erweitert. Durch diesen scharfen Helldunkel-Kontrast schafft die Künstlerin einen weiteren Farbraum und bringt Spannung ins Bild. Das Helldunkel in diesem kleinformatigen Ölgemälde ist sowohl dramatisch, als auch subtil: Ein Widerspruch, welchem wir in den Werken Hjördis Baackes des Öfteren begegnen.
 
Tatsächlich ist in vielen Gemälden Baackes ein raffiniertes Versteckspiel zu beobachten, welches nicht zuletzt durch ihren systematischen Bildaufbau zu erklären ist. Sei es ein Kind im Bademantel am Meer (2018), halb abstrakte Waldlandschaften, oft der Leipziger Auwald (2021), karge Baumstämme, bunt getupfte Wiesen (2019): mit leuchtenden, starken Farben beginnt die an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig (HGB) bei Arno Rink und Neo Rauch studierte Malerin ihre Bilder. Dann legt sie gedecktere Farben darüber, wobei sie die darunterliegenden Farben stellenweise und so wie es sich im Malprozess ergibt hervorblitzen lässt.
 
Als Arbeitsgrundlage verwendet Baacke eigene Fotos. Die ihr auf den Fotos vorliegenden Kompositionen übernimmt sie so, wie sie sind, wodurch ihre Gemälde eine unwahrscheinliche Authentizität gewinnen. Diese Form der Bildgenese, bei der die Kompostion im Laufe des Malprozesses nicht mehr hinterfragt wird, ermöglicht der Künstlerin eine große Freiheit im Umgang mit der Farbe. Baacke findet ihre malerische Freiheit im Minimalismus. Mit den Fotos als Gedankenstützen strebt sie einen spezifischen Malereirealismus an, welcher die Betrachtenden auf die Farbe und die Komposition zurückwirft, wie sie sagt. Gerade für die Lichtverhältnisse, Farben, Helligkeiten und Dunkelheiten seien ihre selbstgeschaffenen Fotovorlagen essenziell, denn, so die Künstlerin: „Es gibt Licht- und Farbkonstellationen, die ich mir einfach nicht ausdenken kann. Die Fotos brauche ich als Skizze, denn oft kommt es im Bild enorm auf die Farbkonstellation an, und darauf, ob die Farbtemperatur stimmig ist.“
 
Während des Arbeitsprozesses spielt und experimentiert Baacke mit den Farben, bis sie zu einer glaubwürdigen Bildlösung gelangt. Mit dieser Arbeitsweise fängt sie atmosphärische, momentartige Stimmungen ein. Bei der Betrachtung ihrer Gemälde und Zeichnungen werden Assoziationen zu den Impressionisten wach, insbesondere zu Claude Monet. Hjördis Baackes Bilder bewegen sich in einem großen Spannungsfeld von überschwänglicher Freiheit und minimalistischer Beschränkung, von gegenständlicher Offensichtlichkeit und koloristischer Rätselhaftigkeit. Dadurch entwickeln sie diese starke, geheimnisvolle Anziehungskraft, welche den Betrachter kaum mehr loslässt.
 
Dr. Sara Tröster Klemm
Leipzig 2022


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